Nur Wenige können sich heute eine Reise oder Badekur leisten, die Meisten müssen im Urlaub zu Hause bleiben, und gerade für diese seien hier einige ärztliche Winke gegeben, wie sie den Urlaub am besten zur Stärkung der Gesundheit nutzen können.
Das wichtigste ist der Wechsel: wer vorwiegend Muskelarbeit leistet, pflege jetzt die körperliche Ruhe; die geistigen Arbeiter sorgen für ausgiebige Durchblutung ihrer Muskulatur durch
Wandern, Sport oder Feldarbeit.
Sodann befreie man seinen Leib nach den gegebenen Möglichkeiten aus dem Gefängnis der Kleidung und setze die Haut den Naturelementen aus, in erster Linie der Luft, ob sie nun trocken oder feucht, sonnig oder schattig, windig oder regnerisch ist: die Luft ist und bleibt der beste Abhärtungsfaktor und ist in dieser Hinsicht vorteilhafter als das kalte Wasser.
Nicht überall gibt es Freibäder, aber oft frische Luft kann jeder kostenlos haben, wenn nicht in Wald oder Wiese, dann wenigstens im Garten oder gut durchlüftetem Zimmer. Luft ist immer ein Träger von Sonnen-Elektrizität, auch wenn die Sonne selbst hinter Wolken steckt. Nach der Luft ist das kalte Wasser der zweitbeste Erzeuger von Widerstands- und Abwehrkräften gegen Krankheit.
Wer jeden Tag mehrmals für einige Sekunden oder Minuten in die kaltgefüllte Badewanne steigt und danach für gründliche Erwärmung sorgt, hat einen guten Ersatz für Freibäder.
Da der Mensch aber nicht nur ein körperliches, sondern vor allem ein geistig-seelisches Wesen ist, wird alle Körperpflege vergeblich sein, wenn sie nicht unter dem Dach einer seelischen Harmonie vollzogen wird. Das Leitwort der seelischen Gesundheitspflege heißt "Liebe".
Der Urlaub gibt Gelegenheit für Liebhabereien, für die man sonst keine Zeit hat; sie wirken gesundend auf Seele und Leib, ganz gleich ob sie handwerklicher oder geistiger Art sind. Besonders wer nur "in Arbeit“, aber nicht in einem geliebten Beruf steht, nutze die Urlaubszeit für eine Tätigkeit, die ihm innerlichstes Bedürfnis ist. Sie wird seine Seele von dem Druck des mechanischen Alltags entlasten.
Man kann im Urlaub auch manche Liebestaten nachholen, die man im Berufsleben nur allzu knapp spenden konnte: sich selbst geben, vor allem seiner Familie und darüber hinaus dem Menschenkreis, in den man schicksalsmäßig gestellt ist.
Selbstlos tätige Liebe beglückt die Seele, sie stärkt die Herztätigkeit und damit den Stoffwechsel und wird so zum besten Blutreiniger und Kraftspender.
Alle Forschungen und Erfahrungen der Neuzeit weisen darauf hin, dass Seelenpflege für die Gesunderhaltung viel wichtiger ist als alle rein körperlichen Maßnahmen, ohne dass deshalb der Körper vernachlässigt werden darf.
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